Im November 1988 hätte Roter Stern Belgrad beinahe den internationalen Siegeszug von Arrigo Sacchis revolutionärem Milan verhindert. Wenn sich nicht höhere Mächte eingemischt hätten.
Im Achtelfinal-Hinspiel des Europapokals der Landesmeister war ein aufstrebendes ‘Crvena Zvezda’ um den jungen Dragan Stojkovic in San Siro sogar in Führung gegangen, Endstand 1:1. Im Rückspiel in Belgrad lag Roter Stern zu Beginn der zweiten Hälfte – bereits in Überzahl – erneut mit 1:0 vorne, als der relativ plötzlich einsetzende Nebel immer dichter wurde. Sodass Milan-Trainer Sacchi vom Platzverweis seines Stürmers Pietro Paolo Virdis, der gleich in die Kabine gelaufen war, gar nichts mitbekommen hatte.
“In der Halbzeit war die Sicht noch gut gewesen”, erzählte Stojkovic Jahre später der “BBC”, “doch Minute für Minute konnte ich erst die Zuschauer nicht mehr sehen, dann das Tor nicht mehr sehen, dann den Strafraum nicht mehr sehen und schließlich den Ball nicht mehr sehen.” Schiedsrichter Dieter Pauly blieb gar nichts anderes übrig, als die Partie zu unterbrechen.
Wiederholungsspiel mit elf gegen elf
Aus nicht weiter zu verifizierenden Gründen ließen sich die Verantwortlichen der Jugoslawen, in Person von Trainer Vladimir Petrovic, recht schnell zu einem Wiederholungsspiel überreden, das wieder mit 0:0 und Gleichzahl begann – und bereits am nächsten Nachmittag stattfand. “Wir wussten sofort, dass das eine schlechte Idee war. Wir hätten uns erholen müssen, Milan war uns körperlich weit überlegen”, erinnert sich Stojkovic.
Ohne ein aus allen Nähten platzendes “Marakana” und die aufgeheizte Kulisse des Vorabends endete das dritte Spiel ebenfalls 1:1. Im Elfmeterschießen setzten sich schließlich die Mailänder um Marco van Basten, Ruud Gullit, Frank Rijkaard, Franco Baresi oder Paolo Maldini durch, die mit zwei blauen Augen davongekommen waren.
Sacchi und sein pressendes, Viererkette spielendes Star-Ensemble, das so großen Einfluss auf die Entwicklung des modernen europäischen Fußballs haben würde, sollten den Wettbewerb anschließend gewinnen – und ihn in der nächsten Saison sogar verteidigen, in der sich Milan nur als Titelverteidiger qualifiziert hatte.
Wenn Stojkovic seither auf Adriano Galliani trifft, den damaligen Mailänder Geschäftsführer, muss dieser daher meistens schmunzeln: “Dank des Belgrader Nebels wurden wir zu einer großen Mannschaft.”