EINE ODE AN DON ELIAS FIGUEROA

Elias Figueroa ist der wahrscheinlich beste zentrale Verteidiger, den Südamerika je hervorbrachte. Weil der Chilene viel mehr war als das.

Eine nette, kleine Drehung, dann prallt Gerd Müller einfach an ihm ab. An einem Mann, der wenig später wie ein Torpedo heranrauscht, um per Flugkopfball vor Jupp Heynckes zu klären. Was er gerne auch mal per Fallrückzieher tat. Die Deutschen staunten nicht schlecht in ihrem Auftaktspiel bei der WM 1974.

Sieben Jahre zuvor war Elias Figueroa mit gerade 20 zu Penarol nach Montevideo gekommen. Nicht nur Uruguays Fußballmacht. Im damals in Serie von den Südamerikanern gewonnenen Weltpokal hatte selbst Real Madrid den Kürzeren gezogen. Schon in der ersten Saison bei Penarol wird Figueroa nicht nur Meister, sondern als Jungspund bereits zum besten Spieler der Liga gewählt. Beides wiederholt sich prompt.

Er, mehr moderner Innenverteidiger als antiker Libero, wirkt zu potent für seine Zeit. Wie ein getunter Beckenbauer. Brachial und doch elegant, meistens beides. Abrissbirne im Strafraum, Endstation im Duell Mann-gegen-Mann, fleischgewordener Kurzpasskonter. Antizipation und Torgefahr ergänzen ein Repertoire, das das durchgekaute Urteil “Der hatte alles” unvermeidlich macht.

Tausende Menschen weinen am Flughafen, als Uruguay zu klein wird für “Don Elias”, 1972 geht es nach Brasilien, Internacional aus Porto Alegre. Prestigeträchtiger. Er ist trotzdem wie ein Mann unter Jungen. 1,86 Meter damals sind wie 1,96 Meter heute. Und doch schwebt er schier kaiserlich. Nicht unbedingt Beckenbauer und Schwarzenbeck in einer Person, eher Beckenbauer und Schwarzenegger.

Meisterschaften werden auch in Brasilien gefeiert. 1975, als er im Finale das entscheidende Tor schießt, öffnet sich sogar die Wolkendecke. Ein Sonnenstrahl deutet genau auf die Stelle, wo Don Elias zum Kopfball ansetzt. Das erleuchtete Tor, sagen sie. Eine Übermacht geht mit ihm einher.

Ein Sonnenstrahl fällt auf Meistertorschütze Figueroa. – Bild: ge.globo.com

1974, 1975 und 1976 wird Südamerikas Fußballer des Jahres ein zentraler Verteidiger, öfter gewinnt das Ballon-d’Or-Pendant nur Diego Maradona (sechsmal). Der Überspieler ist auch Übersportler, wird verehrt für seinen Sportsgeist. Wird Kapitän in jedem Team, das er anführt. Auch bei Palestino, wo er nach der Rückkehr in seine chilenische Heimat ebenfalls die Meisterschaft gewinnt.

Nur die Meisterschaft des Kontinents ist nicht zu greifen, mehr als Platz drei und zwei bei der Copa America mit Chile außer Reichweite. Deshalb verliert Figueroa erneut, als er nach 1966 und 1974 auch 1982 bei der WM spielt und wieder auf Deutschland trifft. Doch Don Elias bleibt dieses Ereignis, nicht festzumachen an Statistiken oder Erfolgen. Erhaben. Der komplette Verteidiger. Er ist ewig, noch mit 75.

Facebook
Twitter
Instagram

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert