Es war gut für Gerd Müller, dass er zu seiner Zeit und nicht heutzutage Fußball-Profi, nein Fußball-Star gewesen ist. Der große Trubel war ihm nie geheuer, die durchaus tragische Privatperson Müller war ihm schon damals nicht gewachsen, wie Zeitzeugen erzählen.
Gerd Müller war ein einfacher Mensch, das ist nicht despektierlich gemeint. Und so war er auch als Fußballer. Fußball sei einfach, aber es sei das Schwierigste, einfach zu spielen, meinte der große Johan Cruyff einmal. Keiner verstand das besser als der große Gerd Müller, dessen verkannte Spielstärke ihm erlaubte, selten auch im Mittelfeld oder gar als Libero eingesetzt zu werden.
Fachmann Müller ging es um die simplen Ursprünge des Fußballs, vor allem um das Beisammensein. Gemeinsam trainieren, gemeinsam spielen, gemeinsam im Vereinsheim einen trinken und die Zeit genießen, der eine nicht mehr und nicht weniger wert als der andere. Als wertvollsten, wichtigsten Spieler sowohl in der Geschichte des FC Bayern München als auch in der des deutschen Fußballs bezeichnete den bescheidenen Nördlinger aber nicht nur Weggefährte Paul Breitner.
“Ich wusste eben, wo das Tor steht”, erklärte der “Bomber der Nation” einmal selbst. In 62 Länderspielen wusste er es 68-mal – zwei in Kombination magische Zahlen, die jedem nicht gerade anti-statistischen Fußballfan geläufig sind. Müller schoss die deutsche Nationalmannschaft zum EM-Titel 1972 und zum WM-Titel 1974, den FC Bayern auf seinem Weg zum Weltverein zu etlichen Meisterschaften und Europapokalen.
Gerd Müller war vielleicht der beste Fußballer, den Deutschland je hervorbrachte. Sicherlich wären auch Franz Beckenbauer oder Lothar Matthäus in diesem Gedankenspiel keine falschen Antworten. Aber bezogen darauf, worauf sich im Fußball am Ende alles bezieht – Tore -, wird es wohl nie wieder einen wie ihn geben.
Ich bildete mir immer eine gewisse Verbindung zu Gerd Müller ein, mit dem mir ich den Geburtstag teile. Stets waren wir sogar eine runde Jahreszahl voneinander entfernt. An seine vielen Geburtstage, Tore und sonstigen Erfolge konnte er sich zum Ende hin nicht einmal mehr erinnern. Alzheimer ist noch beschissener als Gerd Müller verteidigen. Manchmal ist man froh, dass jede Partie irgendwann abgepfiffen wird.
Mach es gut, Bomber.