Gerade als er als Bayern-Macher so richtig auf Touren kam, überlebte Uli Hoeneß 1982 einen Flugzeugabsturz. Was er angeblich einem Fuchs zu verdanken hatte.
Als Uli Hoeneß so langsam zu sich kam, war Stille. Ohrenbetäubende Stille. Eine lähmende Stille. Was kurz zuvor passiert war, konnte der damals 30-Jährige wahrscheinlich kaum begreifen, und was in diesen Momenten geschah, das weiß er heute nicht mehr.
Karl-Heinz Deppe wusste es noch ziemlich genau, als er der “Welt” 2009 in einem Interview schilderte, was sich in den bitterkalten Abendstunden des 17. Februar 1982 eigentlich zugetragen hatte.
Die deutsche Nationalmannschaft hatte an diesem Mittwoch in Hannover Portugal empfangen – ein Länderspiel, das sich Hoeneß nicht entgehen lassen wollte. Erst drei Jahre zuvor hatte der junge Sportinvalide als Manager den FC Bayern “übernommen”, der 1982 noch kein Rekordmeister war und “erst” bei sieben von inzwischen 32 Titeln stand.
In einer kleinen Piper Seneca hob Hoeneß gegen 18.19 Uhr in München ab. Mit ihm in der Maschine: Pilot Wolfgang Junginger, der Student und Co-Pilot Thomas Kupfer und Verleger Helmut Simmler, ein Freund des Bayern-Managers. Die Stimmung war gesellig. Weil Hoeneß während des Fluges allerdings eingeschlafen war, bekam er nicht mit, wie sich ein entspannter Kurztrip plötzlich zu einer Tragödie entwickelte, die er nachgewiesen nur überlebte, weil er auf dem rechten hinteren Platz gesessen hatte.
Kurz vor Hannover funkte der ehemalige Skiläufer Junginger, von dem bereits eine Notlandung wegen zu geringer Betankung dokumentiert war, gegen 19.45 Uhr etwas von Schwierigkeiten – wenig später verschwand die Piper vom Radar. Im Sinkflug touchierte sie noch einen Pappelhain, ehe sie aus bis heute ungeklärten Gründen im Heitlinger Moor aufschlug.
Die drei anderen Insassen waren sofort tot, was dem Bayern-Manager wohl auch geblüht hätte, wenn er angeschnallt gewesen und nicht beim Aufprall aus der Maschine geschleudert worden wäre. Doch das war erst die halbe Miete. Während ein paar Kilometer weiter Klaus Fischer den Portugiesen zwei Tore einschenkte, kämpfte Uli Hoeneß in der Dunkelheit um sein Leben.

Deppe, ein Jäger, hatte gerade einen Fuchs erlegt, als er auf dem Heimweg einer Blaulichtkolonne begegnete, die an ihre Grenzen gestoßen war. “Die kamen mit ihren schweren Einsatzfahrzeugen nicht weiter, es war ja alles Feldweg. Dann bin ich da mit meinem Geländewagen alleine reingefahren.”
Als er das Wrack schließlich ausfindig gemacht hatte und sich vorsichtig annäherte, “habe ich im Scheinwerferlicht gesehen, wie jemand auf allen Vieren auf mich zugekrochen kam. Er flüsterte: ‘Ich friere, ich friere’. Das war Uli Hoeneß” – wie Deppe später mitgeteilt wurde. Denn wen er da Prominentes aufgegabelt hatte, war dem an Fußball völlig uninteressierten Jäger zunächst gar nicht klar gewesen.
Als er Hoeneß dann Richtung Krankenhaus fahren wollte, sprang auf einmal sein Wagen nicht mehr an. Und jede Minute zählte. Weil Deppe erst eineinhalb Stunden nach dem Absturz an der Unglücksstelle angekommen war, befand sich der verletzte Bayern-Manager bereits in einem bedenklichen Zustand. Also warf der Jäger den erlegten Fuchs geistesgegenwärtig in einen Graben, deckte Hoeneß mit der Decke zu, auf der zuvor die Beute gelegen hatte – und lief los, den Rettungskräften entgegen.
Hoeneß, der den 17. Februar lange wie einen zweiten Geburtstag feierte, hatte mehrere Knochenbrüche, eine Gehirnerschütterung und eine Lungenquetschung erlitten. Beinahe gestorben wäre er jedoch “an Unterkühlung. Ohne mich hätte er es nicht geschafft”, glaubte Deppe, der wie 40 Leute von Feuerwehr, Krankenhaus und Polizei zum Dank nach München eingeladen wurde. Wo er Hoeneß’ Frau Susi eine Stola um den Hals legte, zu der er das Fell jenes schicksalsträchtigen Fuchses verarbeitet hatte.
“Wenn man so will”, schmunzelte Deppe, “hat der Fuchs Hoeneß das Leben gerettet”. Da haben die Bayern ja mal Dusel gehabt.