Maurice “Mucki” Banach war beim 1. FC Köln auf dem Weg zum Nationalspieler, als er bei einem Autounfall ums Leben kam. Doch damit endete das Leid für seine Familie nicht.
Diesem Anfang wohnte kein Zauber inne, denn es war der Anfang vom Ende eines erfolgreichen 1. FC Köln. Sommer 1990, WM-Quartier der deutschen Nationalmannschaft im italienischen Erba. Auch ohne weitere Erklärung, wie er in seiner Biografie beteuert, muss Christoph Daum geahnt haben, dass sein Egotrip während der Transferverhandlungen zwischen “Icke” Häßler und Juventus Turin das Fass zum Überlaufen gebracht hatte.
Als sich Häßler, Pierre Littbarski oder Bodo Illgner wenige Wochen später Weltmeister nennen durften, war von höchst unterhaltsamen Domstädtern, die zuletzt zweimal Vizemeister geworden waren, kaum noch etwas übrig. Was zu diesem Zeitpunkt höchstens Daum verstanden hatte. Hatte er?
Ein Bruchteil der Häßler-Millionen, die den FC in eine erfolgreiche nächste Epoche führen sollten, war in den Kauf eines jungen Stürmers geflossen, der sich bei Borussia Dortmund nicht hatte durchsetzen können. Dann aber ging Maurice Banach einen Schritt zurück in die 2. Liga – und bei der SG Wattenscheid 09 eine ganze Menge Schritte nach vorne.
Und so holte Köln den Torschützenkönig des Unterhauses ins Oberhaus, wo der Sohn eines US-Soldaten, den er nie kennenlernte, einfach da weitermachte, wo er aufgehört hatte.
Der in Münster geborene Banach, “Mucki” gerufen, entwickelte sich durch seine positive und nahbare typische Kölner Art schnell zu einer bis heute extrem beliebten FC-Figur – noch bevor all die Sympathie 15 Monate später einen weitaus traurigeren Ursprung bekommen sollte.
Fast genauso schnell hatte sich Mucki mit seiner imposanten Statur zu einem sportlichen Zugpferd gemausert, das 1991 tatsächlich drauf und dran war, einen FC im Umbruch mit seinen Toren in ein neues Zeitalter zu führen. Um ihn herum wollte Trainer Jörg Berger die Mannschaft der Zukunft aufbauen. Mit dieser Athletik, Wendigkeit und Filigranität mutete die Nummer 9 ohnehin an wie ein Stürmer der im Weltfußball anbrechenden Moderne.
Im Pokalfinale gegen Bremen, das noch verloren ging, traf Banach aus der Drehung per Seitfallzieher, er vereinte beide klassischen Stürmertypen. Brachiale Wucht und feine Klinge. Und weil auch Rudi Völler und Jürgen Klinsmann nicht jünger wurden, hatte selbst Bundestrainer Berti Vogts Mucki bald ganz genau im Blick.
“Sie müssen sich keinen neuen Mann kaufen”
Gegen Ende des Endes eines erfolgreichen 1. FC Köln, im kalten Spätherbst 1991, fand sich Vogts auf Banachs Beerdigung wieder. In den Morgenstunden des 17. November war Mucki auf dem Weg zum Training in seinem Auto verunglückt, der heftige Aufprall an einem Brückenpfeiler ersparte einem der größten deutschen Sturmtalente den Feuertod. Maurice, zweifacher Familienvater, wurde nur 24 Jahre alt.
“Sie müssen sich keinen neuen Mann kaufen, wir uns aber einen neuen Stürmer” – mit diesen Worten von Geschäftsführer Wolfgang Schänzler begann für Witwe Claudia und die kleinen Söhne Zico und Danny das Martyrium nach dem Martyrium. Der finanziell wankende “Effzeh”, der den Rest der Häßler-Millionen in erster Linie verplempert hatte, versprach den Banachs Unterstützung, konterkarierte seine Worte durch seine Taten jedoch komplett.
Fortgezahlte Monatsgehälter musste Claudia Banach ebenso wie Prämien und ihren Teil einer Versicherungssumme zurückerstatten; die Rechnung eines Fünf-Sterne-Hotels, in dem sich die FC-Delegation aufhielt, weil ihr die Location bei Muckis Beerdigung nicht fein genug gewesen war, ging ebenfalls an die aufgelöste junge Mutter.

Tiefsitzender Schmerz, hervorgerufen auch durch das Verhalten des FC, verbittert Claudia fast 30 Jahre lang. Bis sich Andreas Gielchen, ein ehemaliger Mitspieler Muckis, gemeinsam mit ein paar eingefleischten FC-Fans bemüht, die Versäumnisse von einst irgendwie aufzuarbeiten. Späte Wiedergutmachung sozusagen. Sie organisieren auch im Namen des Vereins ein Benefizspiel mit Sondertrikot, der Erlös soll an die Familie gehen.
“Ich bin begeistert, welche Anerkennung Mucki auch heutzutage bei den Fans genießt”, zeigte sich Claudia sichtlich gerührt. Mit den Geistern der Vergangenheit habe sie abgeschlossen. Um federführend Frank Wirtz vom “Fanclub Hennes Old School Army e. V.” zu nennen, muss man sagen: Das hat der Klub seinen Fans zu verdanken.