Mit Pelé ist der vielleicht beste Fußballspieler gestorben, den es bisher gegeben hat. Ganz sicher aber der größte. Ein Nachruf.
Dass Pelé der Beste war, haben die meisten von uns nur überliefert bekommen. Wer zumindest sechs Jahre alt war, als Brasiliens Ikone bei der WM 1970 letztmals ganz groß aufspielte, ist heute 58.
Dass Pelé der Beste war, hatte lange Zeit irgendwie Allgemeingültigkeit. Dass Pelé der Beste war, zweifeln inzwischen immer mehr Fußballfans an.
Dass Pelé der Beste war, wird oft an den drei WM-Titeln festgemacht. Die hat sonst schließlich keiner. Oder an den Toren. Vielleicht waren es 1283, vielleicht waren es mehr als jeder andere. Dass Pelé der Beste war, lag doch auch an seiner Ära – oder? Manches war damals leichter, manches aber auch schwerer. Es war einfach eine andere Zeit. Die Zeit holt irgendwann jeden ein – und enteilt ihm schließlich. Dass Pelé der Beste war, könnte bald schon in Vergessenheit geraten.
Ob Pelé der Beste war, liegt wahrscheinlich im Auge des Betrachters. Was ist “gut”, welche Kriterien sind wichtig, welche nebensächlich? Auffassungen sind meistens subjektiv. Und ändern sich über die Jahre. Dass Pelé womöglich trotzdem der Beste war, liegt daran, dass er von all diesen “GOAT”-Kandidaten vielleicht den meisten Auffassungen entspricht. Mit der Komplettheit seines Spiels, mit all den Toren, mit all den Titeln. Weit über 1000 Spiele lang.
Dass Pelé der Beste war, hat Edson Arantes do Nascimento nicht daran gehindert, auch nur ein Mensch zu sein. Der sich schon mal instrumentalisieren, sich von den Gedankengängen eines Normalsterblichen entfernen, sich in so manches verbale Fettnäpfchen locken ließ. Oder sehenden Auges hineinstürmen. Regelmäßig auch in ewig müßige Vergleiche mit Maradona, Messi, Ronaldo.
Ob Pelé der Beste war, kann bis zum Erbrechen diskutiert – und vielleicht nie final beantwortet werden. Ob Pelé der Beste war, sei mal völlig dahingestellt.
Pelé war der Größte. Dass Pelé der Größte war, hat auch etwas damit zu tun, dass er der Beste war in einer Zeit, in der der Fußball gerade zum Weltsport wurde. Da war dieser 17-Jährige, der weinte, weil er das große Versprechen an seinen Vater gehalten hatte. Indem er sechs Tore in Viertelfinale, Halbfinale und Endspiel auf dem Weg zu Brasiliens erstem WM-Titel geschossen und daraufhin quasi die Aufgabe als größter Repräsentant des Fußballs erhalten hatte.
Wie Pelé ihn als globales Gesicht gedeihen ließ – von Tourneen mit dem legendären FC Santos bis hin zum Karriereausklang in den USA -, lässt sich in all seiner Nachhaltigkeit kaum bemessen. Pelé hat mit großer Wirkung eine Rolle ausgefüllt, die ihm kein noch so befähigter Nachfahre streitig machen kann. Dafür muss ihm der Fußball ewig dankbar sein.
Ruhe in Frieden.